Sommerlich warm ist es an diesem Nachmittag und dennoch harren 15 Damen und Herren auf der sonngeschützten Terrasse gespannt auf ihren Stühlen aus.
Als SIE kommt huscht einigen Bewohnerinnen und Bewohnern ein Lächeln über die Lippen andere rufen aufgeregt „Hermine“. In der Tür steht gut gelaunt die wunderbar bunte Hermine Herzlich. Mit einer pinken Schleife im Haar, einer Ukulele, einer Tasche und mit ihrer roten Nase begrüßt sie die Wartenden herzlich und zugewandt.
Hermine Herzlich ist Clownin und die Wartenden sind Bewohnerinnen und Bewohner des Senioren- und Pflegeheims Juliusspital in Münnerstadt.
Unbedarft reden, scherzen und musizieren die Bewohnerinnen und Bewohner mit Hermine Herzlich.
Die Clownin ist weniger zur reinen Belustigung, sondern vielmehr für Momente der Berührung gekommen. Sie möchte emotional und körperlich berühren und zur Abwechslung im Alltag beitragen.
Hermine Herzlich kramt eine Biene aus ihrer Tasche – eine brummende Biene. Behutsam fragt sie Herrn Johann Friedel, Bewohner des Juliusspitals, ob sich die Biene auf seine Schultern setzen darf. Als er bejaht fährt sie mit der Biene, die sich als Massagegerät entpuppt, sanft über seinen Rücken. Herr Friedel beugt sich nach vorne und genießt die Berührung sichtlich.
Es war der Wunsch nach Momenten des Lächelns und der Abwechslung der Dagmar Schirling, Heimleiterin des Münnerstädter Juliusspital, auf die Idee brachte eine Clownin in das Senioren- & Pflegeheim einzuladen. Über einen Zeitungsartikel erfuhr sie von der Darmstädter Stiftung „Humor Hilft Heilen“ um den prominenten Schirmherr Dr. Eckart von Hirschhausen. „Humor Hilft Heilen“ ist bundesweit der größte Förderer von Humor im Kranken- & Pflegebereich. Die Stiftung unterstützt mit gespendeten Geldern Clownsvisiten in eben diesen Einrichtungen.
Der Kontakt zu Bettina Rathgeber alias Clownin Hermine Herzlich war dann schnell geknüpft.
„Ich hatte das Gefühl mehr Lachen in mein Leben zu bringen“ berichtet die einfühlsame Hohenrotherin auf die Frage warum sie Clown werden wollte begeistert.
Im Jahr 2010 absolvierte die Erzieherin und Tanztherapeutin eine Ausbildung zur Clownin in Ravensburg. Eine Spezialisierung auf Clownerie im Bereich Senioren schloss sie 2012 in Bad Orb an. „Während meiner Besuche geht es um eine Atmosphäre der Leichtigkeit, die Berührung und das Lachen. Meine Arbeit ist jedoch keine kurzfristige Belustigung. Es geht mehr um eine langanhaltende Beziehung, um die Unterstützung des Pflegepersonals und die Verbindung mit den Menschen.
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Bildquelle: Carl-von-Heß´sche Sozialstiftung, Hammelburg
Ich habe sehr großen Respekt vor dem was Pflegerinnen und Pfleger heutzutage leisten.
Meine Besuche sollen auch für die Mitarbeiter des Juliusspitals ein Moment des Durchatmens sein.“
Auch Dagmar Schirling dachte bei der Antragsstellung zur Förderung der Clownsbesuche an die Partizipation von Bewohnern und Mitarbeitern. „Wenn ich nach Hermines Besuch durch unser Pflegeheim laufe dann ist da eine lockere, eine leichte Stimmung“ beobachtet die Münnerstädter Heimleiterin.
„Für ein Jahr unterstützt „Humor Hilft Heilen“ die Clownsbesuche im Juliusspital mit der Hälfte der Kosten. Den Restbetrag finanziert die Einrichtung der Carl-von-Heß´schen Sozialstiftung aus eigenen Mitteln.
Nach Ablauf des Jahres übernimmt dann der 2003 gegründete Helferverein Juliusspital e.V. die anfallenden Ausgaben für die Clownsbesuche. Auch Andrea Ziska, 1. Vorsitzende des Helfervereins ist von dem Projekt begeistert. „Um die Besuche von Hermine Herzlich und weitere Projekte rund um das Senioren- & Pflegeheim fortführen zu können sind wir auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Für ehrenamtliches Engagement sind alle Interessierten jederzeit herzlich willkommen. Wer möchte kann bereits ab einem Jahresbeitrag von 18 € Mitglied werden. Denn auch unsere Vereinsarbeit bringt Freude und Lachen“ resümiert Frau Ziska.
Sogar die Forscher haben längst erkannt, dass eine Verbindung zwischen dem Lachen und der Gesundheit besteht. Mit den Auswirkungen des Lachens auf Menschen beschäftigt sich demnach eine eigene Wissenschaft: Die Gelotologie.