Demenzzentrum Lichtblick
Spielerisch gegen Demenz
Da sitzen mehr als 60 Frauen mittleren und gesetzteren Alters, auch vier Männer
haben sich in die scheinbare Frauendomäne gewagt, im großen Saal im Hause St. Michael
und spielen mit Luftballons. Sie ziehen und zerren daran, mit Schnelligkeit und Ausdauer.
Dann werden die bunten Luftballons aufgeblasen - und nun beginnt die Spielerei erst so richtig
lebhaft zu werden. Die runden Kugeln werden gedrückt, geschwungen, durch den Raum gestupst,
einander zugeworfen, es ist ein richtig buntes Treiben.
Doch handelt es sich dabei keineswegs um Kinderspielchen. Vielmehr werden hier sportliche Übungen,
hilfreiche Bewegungs- und Krafttrainingsprogramme vorgestellt und praktisch geübt, die in spielerischer
Form und mit einfachsten Hilfsmitteln vor allem auch Demenzerkrankten Hilfe und Erleichterung bringen können.
Sonja Scholz, Leiterin des Demenzzentrums "Lichtblick" am Juliusspital Münnerstadt, hatte dazu eingeladen;
sie informierte eingangs darüber, dass es in der Bundesrepublik etwa 1,4 Millionen an Demenz erkrankte
Menschen gebe. Jährlich kämen mit steigender Tendenz circa 300 000 neu hinzu; alleine in den Landkreisen
Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld seien 3000 Fälle bekannt. Danach übergab sie das Wort an Beatrix Noppmann,
Leiterin der Herzsportgruppe Bad Königshofen.
Bewegung ist wichtig
Die ausgebildete Bewegungstrainerin zeigte binnen gut zwei Stunden mit viel Elan und Schwung, mit welch
einfachen Hilfsmitteln man im Alltag oft Erleichterung und praktische Hilfe für Demenzerkrankte bringen kann.
"Demenz ist nicht heilbar, aber behandelbar und betrifft meist Menschen über dem 65 Lebensjahr", meinte die
Trainerin, die seit 15 Jahren im Reha-Sport tätig ist. Sie sagte, dass natürlich das Alter, dazu Bluthochdruck,
Nierenerkrankungen, Diabetes, Depression, Übergewicht, Alkohol und Tabak als hohe Risikofaktoren angesehen werden müssten.
Sportliche Betätigung jeglicher Art, am besten in Gesellschaft Gleichgesinnter, sei gegen Demenz hilfreich
und vorbeugend, denn: "Der Mensch ist auf Bewegung ausgerichtet. Und jede Bewegung, die er nicht macht,
ist gegen ihn gerichtet." Auch ausgewogene Ernährung sei hilfreich. Zudem brauche das menschliche Gehirn
ständig Reize und Anstöße, um leistungsfähig zu werden und zu bleiben. "Vor allem kommt Demenz schleichend", sagte sie.
Anhand vieler praktischer Beispiele führte Frau Noppmann praktisch vor, mit welch oft einfachen und in jedem Haushalt
vorrätigen Hilfsmitteln man hilfreiche Trainingsprogramme für demenziell Erkrankte und überhaupt mit Senioren
umsetzen könne. Da wären zum Beispiel die leichten, farbenfrohen Luftballons, vielseitig anwendbar, leicht zu handhaben,
Freude und Spaß vermittelnd, zum Lachen verführend, was ja auch ein probates Mittel gegen alle Krankheiten ist.
Mit weiteren "Sportgeräten" wie Handtüchern, Plastikflaschen, Kochlöffeln oder Besen könne man so Übungen zur
Erhaltung von Kraft und Balance im Alltag praktizieren. Bei allen Übungen gelte es auch, den inneren Schweinhund
zu besiegen. Vor allem der Motorik, aber auch der geistigen Fitness kommen solche Übungen zugute, am besten,
wenn sie noch mit Musik unterlegt werden.
Viel Abwechslung, Verlassen der gewohnten Routine seien hier von Vorteil, damit werde das Gehirn auf Trab gebracht.
Allerdings gehörten auch viel "Geduld und Spucke" dazu, stete Wiederholungen, Lob für Erreichtes - Wunder dürfe man keine erwarten.